Authentizität und Verwundbarkeit
- cmibonn
- vor 2 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Wer sind wir, wenn wir nichts leisten, wenn wir alle Rollen und Aufgaben ablegen und nur
wir selbst sind? So viel in unserem Leben ist auf unser Tun und Leisten bezogen, dass wir
nur in schweren Krisenzeiten nach unserem authentischen Selbst fragen, nach dem, wer
wir in der Tiefe eigentlich sind. Die Frage scheint so nebensächlich und ist doch zentral.
Unsere Vorstellung darüber, wer Gott ist, wird davon mitbestimmt, was wir über uns selbst
denken. Wir können unsere Gottesbeziehung nicht von unserer Beziehung zu uns selbst
trennen. Ein Großteil unseres Lebens ist in der Angst vor Ablehnung, nicht genug zu sein
und nicht dazuzugehören gegründet. Wir verstecken uns, um anderen zu gefallen. In der
Tiefe sehnen wir uns nach unserem authentischen und ehrlichen Selbstausdruck und ha-
ben gleichzeitig Angst davor und kämpfen gegen uns selbst. Was würde passieren, wenn
ich alle meine Masken ablege und man mich so sieht, wie ich wirklich bin?
Um sich mit anderen verbunden zu fühlen, brauchen wir Verbundenheit mit uns selbst.
Verbundenheit mit uns selbst bringt unser ganzes Sein – unser Herz, unsere Gedanken und
Emotionen, unser Geist und Körper in Einklang. Damit geht ein tiefer Frieden einher und
ein neuer Sound wird freigesetzt. Mit sich selbst verbunden zu sein, bedeutet auch, Anteile
wie Ängste und Schwächen in uns liebevoll wahrzunehmen. Darin liegt ein Geheimnis,
denn alles in uns versucht zunächst diese schwierigen Emotionen wegzudrücken. Dabei ist
Jesus nicht abgestoßen von unserer Schwäche, sondern vielmehr angezogen, denn er
möchte, dass etwas in uns zum Klingen, zu einem Einklang kommt. Er weiß, dass in unserer
Schwäche seine Herrlichkeit liegt.
Auch unserem Umfeld fällt es leichter, sich mit uns zu verbinden, wenn wir uns verletzlich
zeigen. Verwundbarkeit schafft Nähe. Wir öffnen unser Herz, zeigen echte Liebe und neh-
men in Kauf, missverstanden zu werden. Berührbarkeit ist die Tür zu den tieferen Bezie-
hungen, nach denen wir uns alle sehnen. Sobald ich Schwäche zeige, kann sich Stärke mit
mir verbinden. Alle um uns herum erahnen etwas von der Herrlichkeit Gottes in unserer
Schwachheit. Gott möchte uns in Authentizität kleiden, in eine tiefe Verbindung zu uns
selbst. So holt er uns aus unseren Schubladen in die herrliche Freiheit der Söhne und Töch-
ter Gottes (Röm 8,21). Unsere Sehnsucht aus den Begrenzungen herauszukommen ist von
ihm. Wir sind so viel mehr. Christus lebt ins uns - die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1,27).
Authentizität bringt uns in unser Gott gegebenes Sein – in ein Stehen in wahrer Sohnschaft!
Die Welt braucht keine angepasste Kopie von dir, sondern deinen wahren Selbstausdruck.
Comments